Zürcher Unterländer | 14. April 2021
Innovationsprojekt der Stadt Bülach Die Stadt möchte Standort eines «Digital Health Center» werden. Im Glasi-Areal soll die digitale Transformation im Gesundheitswesen vorangetrieben werden.
Das im Bau befindliche Glasi-Quartier bietet sich gemäss Stadtrat Bülach für das Innovationsprojekt an. Foto: Francisco Carrascosa
Die Stadt Bülach möchte ganz vorn mit dabei sein, wenn es um die Digitalisierung im Gesundheitswesen geht. Stadtpräsident Mark Eberli (EVP) sprach im Stadtparlament denn auch von einem Leuchtturmprojekt, als er am Montagabend dort die Pläne für ein Bülacher «Digital Health Center» vorstellte. Mit diesem könnte schon in einem Jahr gestartet werden. Im Herbst 2023 würde das Innovationszentrum dann seinen vorgesehenen Standort im Glasi-Areal beziehen.
«Enormes Aufholpotenzial»
Die Idee eines Innovationsparks in Bülach habe die Stadt 2019 zusammen mit der Wirtschaftsförderung ins Leben gerufen, so der Stadtpräsident. Man habe sich dabei auf die bereits präsenten Netzwerke, sogenannte Cluster, fokussiert. «Der Bereich Gesundheit ist in der Stadt stark vertreten », sagt Eberli. Und dem Cluster Informations- und Kommunikationstechnologie gehöre die Zukunft. «Wir haben uns deshalb entschieden, das eine mit dem anderen zu verbinden.» Bestärkt worden sei man durch die wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen und das Interesse verschiedener Anbieter aus diesem Bereich. Hier bestünden ein enormes Aufholpotenzial und viele Chancen für innovative Start-ups. «Die Pandemie hat das deutlich aufgezeigt», sagt Eberli. Spitäler und Kliniken brauchten Lösungen, unter anderem für die steigenden Anforderungen an die Datensicherheit und den Kostendruck. «Das Digital Health Center in Bülach möchte bei diesen Themen ganz vorn mit dabei sein», sagt der Stadtpräsident. Vorgesehen ist, dass die Stadt Bülach sich mit einem jährlichen Betrag von 50’000 Franken am Zentrum beteiligt. Wie hoch der städtische Beitrag an die Investitionskosten sein wird, lässt sich gemäss Eberli noch nicht genau beziffern. Bülach sieht sich gemäss Eberli nicht als Standort für ein reines Start-up-Center. Ins Glasi- Areal soll eine Kombination aus Start-ups, etablierten Unternehmen aus dem Sektor Digital Health und weiteren medizinischen Anbietern einziehen und zusammenarbeiten,. «So wissen Jungunternehmen, dass sie an einem Thema arbeiten, das tatsächlich gefragt ist.» Auch die Weiterbildung soll Platz haben. Woran dereinst im neuen Zentrum genau getüftelt werden soll, steht gemäss Eberli noch nicht fest. «Das Gebiet der digitalen Transformation im Gesundheitswesen ist ausserordentlich breit.» Auf Nachfrage, was das konkret bedeutet, sagt Eberli: «In den nächsten Wochen wird das Profil zusammen mit Anbietern aus dem Gesundheitswesen geschärft. »
Trägerschaft ist ein Verein
Getragen und mitfinanziert werden soll das Zentrum von einem Verein, dem Kliniken, Unternehmen, Finanzdienstleister, Krankenkassen, die Stadt und der Kanton angehören. Die Gründung ist noch in diesem Jahr geplant. «Wir haben sehr viele positive Signale aus diesem Markt und sogar schon Zusagen erhalten », sagt Eberli. Die Finanzierung soll für vier Jahre sichergestellt werden. «So lange braucht es, bis sich ein solches Zentrum etablieren kann.» Es gebe im Kanton Zürich siebzig Firmen, die im Bereich digitale Gesundheit tätig seien. «Wir hoffen, dass wir einige davon motivieren können, nach Bülach zu ziehen oder sich für das Vorhaben zu engagieren. » Bereits zugesagt hätten ein Finanzdienstleister und verschiedene Kliniken.
«Projekt kann nicht warten»
Die Fläche für das «Digital Health Center» hat die Stadt bereits reserviert: 1500 Quadratmeter im Gewerbehaus A auf dem Glasi- Areal, das derzeit gebaut wird. «Weil das Haus erst im Herbst 2023 bezogen werden kann, hat die Stadt mit einem privaten Liegenschaftenbesitzer Kontakt aufgenommen. Dieser könnte bereits im Frühling 2022 eine Fläche von 600 Quadratmetern vermieten. «Das Projekt hat eine so starke Dynamik, dass wir nicht warten können, bis das Gewerbehaus im Glasi-Areal fertig gebaut ist», machte Eberli im Parlament deutlich. Für Bülach handle es sich um ein Wirtschaftsförderungsprojekt. «Es entstehen neue Arbeitsplätze, und wenn man sieht, was in den vergangenen Jahren rund um den Bio-Technopark in Schlieren entstanden ist, so können wir davon ausgehen, dass sich mit der Zeit in Bülach weitere Firmen in diesem Cluster ansiedeln.» Das Bülacher Parlament wird voraussichtlich im Mai oder Juni Antrag und Weisung erhalten, um im September entscheiden zu können, ob die Stadt weiter an ihrem Innovationsleuchtturm
Text von Daniela Schenker